K & D . Tosca . Peace Orchestra . Stereotyp . DJ DSL . URBS . Rodney Hunter
 
DICK AUFTRAGEN TAUGT MIR  
04/24/2005 - Der Standard
Der DJ und Produzent Paul Nawrata alias Urbs veröffentlicht sein Debüt „ Toujours le même film“. Ein Gespräch über Soundtracks, Klassiche Musik - und Duran Duran.
Karl Fluch

Paul Nawrata alia Urbs sitzt im Kaffeehaus und trinkt Espresso „ mit einem kleinen Schuss Milch bitte“. Dazu raucht er existenzialistich ammutende Schwarzweiß-Klassiker: Smart. Das passt zum schwarzen Anzug und der schmalen Krawatte, die er auf dem Cover seiner Debütplatte trägt. Man assoziert die 60er Jahre, Frankreich, den jungen Alain Delon, den breitnasigen Lino Ventura und schöne Frauen mit Geheimnissen.
Die Musik bestätigt solche Fantasien: Toujours le même film klingt wie der Soundtrack zu einem nicht existenten Film. Ähnliches hat auch Barry Adamson ( Magazine, Bad Seeds…) einmal gemacht. Urbs : Stimmt guter Mann. Aber in meinem Fall gab es keinen imaginären Film als Motiv.“

Urbs ist kein Umbekannter in der heimischen Musikszene. Nach einer Sozialisation, die ihn von Duran-Duran über Noise-Rock zum HipHop führte, veröffentliche er mit Partner Chaoz als Urbs & Chaoz 1997 die Jahrhundertnummer Closer To God auf Werner Geiers Label Uptight, später mit neuem Partner, als Urbs& Cutex HipHop Alben.
Closer To God verband auf HipHop Basis Soulmusik mit Pathos klassicher europäischer Musik in selten gehörter Brillanz. Urbs: „ Ich habe immer schon einen Sinn für das Dramatische gehabt. Als Vierjähriger bin ich total auf Klassik abgefahren-Antonin Dvofak- das volle Programm“, sagt er und dirigiert dazu ein imaginäres Orchester mit seiner Smart. „Das wirkt bis heute nach. Dick auftragen, das taugt mir. Auch wenn es die Gefahr in sich birgt, dass man es übertreibt. Die Kunst ist es, solche Dinge auszubalancieren.“
Die Musik des Albums scheint sich Richtung neues Label zu orientieren. Es ist G-Stone, der Verlag von Kruder & Dorfmeister. Urbs: „ Das ist freie Assoziation. Die Musik hat schon so geklungen, bevor klar war, wo ich das Album rausbringen würde. Dass manche Sounds so klingen wie sie es tun, liegt vielleicht tatsächlich an K & D , die mir immer getaugt haben.“

Diese Vorlieben führt der 30-Jährige nun zusammen: Zu den aus dem HipHop hergeleiteten Beats stellt er Streicher und paart sie mit SoundtrackCharakteristika. Urbs : „Ich habe in meiner Plattensammlung viel Filmmusik aus den Sixties. Ich verehre Typen wie Ennio Morricone oder Serge Gainsbourg. Bei denen haben mich die schlanken, prägnanten Melodien immer fasziniert, die man mit einem einzigen Finger spielen kann. Man denke nur an die Musik zu Jules et Jim!
Ich habe begonnen selber solche Themen einzuspielen. Mit ihr klingt alles gleich sehr leiwand in diese Richtung. Das war der Ausgangspunkt des Albums : Die Farfisa und ich. Samples und der Rest kamen später.“
Mitten in diesem sehr homogenen Werk stolpert man über den Titel The Chauffeur, dem Label-Kollege und Freund Rodney Hunter seine Stimme leiht. Es ist eine Coverversion von Duran-Duran. Eine Band, die wie ein Synonym für die 80er Jahre, das Jahrzehnt ohne Bass, steht.

Urbs: „Ich versinke ja im Boden, weil ich das Wienkonzert von Duran Duran im Juni nicht sehen kann. Ich toure zur selben Zeit mit meiner Coverversion durch Europa. Duran Duran habe ich nie aufgegeben. Meine erste Single, mein erstes Album : Duran Duran ! Mein Kinderzimmer war mit Duran-Postern tapeziert. The Chauffeur ist also ein Kindheitsklassiker von mir. Wenn man offen ist, merkt man, dass es in jedem Stil geniale Dinge gibt oder gegeben hat.“

Koproduziert hat das Album Peter Kruder, nächste Woche gibt es eine Livepräsentation, bei der Kruder & Dorfmeister später an den Plattentellern stehen werden. Was kann man erwarten? Urbs : „ Die Band besteht aus Drums, Gitarre, Sax und Bass. Den Rest besorge ich. Singen wird Christina Jones, eine 62-jährige, die schon mit Fatty George auf der Bühne gestanden ist. Die steckt uns alle in die Tasche.“

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