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'DR.' R. DORFMEISTER UND R. HUBERS KLANGTAGEBüCHER  
02/26/2003 - fm4.orf.at
"Wir setzen ja gerne wo an, um dann ganz wo anders zu landen", meint ein verschnupfter Richard Dorfmeister kryptisch und greift nach seiner Melange. Vor ihm liegt das neue Tosca Doppelalbum: 'Dehli9'.
Andreas Gstettner

"Wir setzen ja gerne wo an, um dann ganz wo anders zu landen", meint ein verschnupfter Richard Dorfmeister kryptisch und greift nach seiner Melange. Vor ihm liegt das neue Tosca Doppelalbum: 'Dehli9'. Eine Reminiszenz an alte Schultage, verpackt in poppige Uptempo-Songs und elegische Pianostücke. Ein Konzept, dass heutzutage Seinesgleichen sucht.

'Dehli9'
Richard Dorfmeister, Labelchef von G-Stone und Teil von Kruder&Dorfmeister;, und Pianist Rupert Huber zählen mit ihrem Projekt Tosca mittlerweile zu einem fixen und wichtigen Bestandteil der österreichischen Elektronikszene. Seit der Gründung 1993 setzten die zwei Musiker mit viel Gefühl für chillige Beats, ambientlastige Soundlandschaften und schöne Harmonien hohe musikalische Maßstäbe. Mit 'Dehli9' legen sie die Latte wieder ein Stück höher. Frischer, abwechslungsreicher und mit mehr Uptempo-Feeling entwickeln sich ihre neuen Songs zu hartnäckigen Ohrwürmern. Der 'neue Spirit' rührt von alten Tagen her, als Richard und Rupert gemeinsam die Schulbank drückten.

"Vor jetzt unglaublichen 20 Jahren haben wir eine Schulband gehabt, die hieß 'Dehli9'. Wir waren zum ersten Mal in einem Studio, haben uns herumgeärgert mit alten, altmodischen Aufnahmemethoden, sind dann auch live aufgetreten. Damals noch mit verschiedenen Instrumenten wie Gitarre, Flöte und mein Bruder hat damals noch Bass gespielt... Das war eine völlig obskure Zusammenstellung. Für die neue Platte hat uns dieser Ansatz sehr inspiriert."

"Vor jetzt unglaublichen 20 Jahren haben wir eine Schulband gehabt, die hieß 'Dehli9'. Wir waren zum ersten Mal in einem Studio, haben uns herumgeärgert mit alten, altmodischen Aufnahmemethoden, sind dann auch live aufgetreten. Damals noch mit verschiedenen Instrumenten wie Gitarre, Flöte und mein Bruder hat damals noch Bass gespielt... Das war eine völlig obskure Zusammenstellung. Für die neue Platte hat uns dieser Ansatz sehr inspiriert."

Teil 1: Snapshots
Auf der ersten CD des neuen Tosca Albums befinden sich 10 songorientierte und sehr poppige Stücke, die vor allem durch die verschiedenen Gast-Vocals für eine gehörige Portion Abwechslung sorgen. So schwebt auf dem gelungenen Opener 'Oscar' die Stimme von Sängerin Anna Clementi, die schon auf dem Vorgängeralbum 'Suzuki' mit Richard Dorfmeister und Rupert Huber zusammengearbeitet hat, über den Beats. Ebenfalls mit von der Partie: MC Sugar B., der Brite Tweed aus dem Umfeld der Rockers Hi-Fi und das Wiener 'Musikerurgestein' Stephan Graf Hadik Wildner, der schon Ende der Achtziger in diversen Bandkreisen kräftig mitmischte. Herausstechend sind die Vocals von Earl Zinger aka Rob Gallagher, Ex Franoman des Talking Loud Labelaushängeschilds Galliano.

Die bruchstückhaften Texte erzählen eigentlich nicht Geschichten im klassischen Sinn, sondern sind vielmehr Momentaufnahmen von Gefühlen, Stimmungen und Situationen und ergeben ein musikalisches Klang-Tagebuch von Richard Dorfmeister und Rupert Huber. Der Song 'Me and Yoko Ono' beschreibt zum Beispiel eine zufällige Begegnung der beiden Musiker mit Yoko Ono in New York. Angesprochen haben die beiden Yoko Ono jedoch nicht, das hätte ja den Moment zerstört, wie Richard schmunzelnd meint. Auch die Nummer 'Dave Dudley', benannt nach einem unbekannten amerikanischen Countrysänger, hat einen recht skurrilen Hintergrund:

"Grundsätzlich ist 'Dave Dudley' unser unterstützender Audiobeitrag zu allen türkischen Langstrecken-Truckdrivern, die gerade von Istanbul nach Wien unterwegs sind und eben in der vierundzwanzigsten Schicht fahren und durch die Nummer hoffentlich wach bleiben."

Teil 2: Die Zen-Meister des Chill Out
Die zweite CD sind 12 'easy to play piano pieces' von Rupert Huber, die Richard mit Soundeffekten und gesampleten Versatzstücken der Songs von 'Dehli9' verfeinerte. Das Ergebnis ist ein ambientlastiger 'Soundtrack for your mind' für späte Abend-und Nachtstunden, der gänzlich ohne Beats auskommt. Es ist auch ein gewitzes Statement zu dem allseits gehassten Lounge-Music Sell Out. Denn: Wenn schon Chill Out, dann extrem. So lassen sich Tosca in keine vorgefertigte Musikmarktschulbade stecken.

Um völlig frei und mit neuem Geist ins Studio gehen zu können, haben die beiden - wie schon bei 'Suzuki' - auch bei der neuen Produktion versucht, sich von allen äußeren Einflüssen komplett abzuschotten.

"Das ist generell ein Ding beim Tosca-Projekt, dass wir uns von direkten Einflüssen beim Produzieren völlig freihalten, um einen ganz eigenen Stil zu formen. Das war ja auch die Idee von 'Suzuki', dieser Anfängergeist oder 'beginners mind'. Du gehst dann wie ein Kind, das noch nichts erlebt hat, auf die Dinge zu und kannst alles frisch erfahren, ohne von großen Einflüssen schon geprägt zu sein. Dadurch kannst du dich auch eigentlich immer neu erfinden."

Dieser Ansatz brachte ihnen auch den - wohl mit einem Augenzwinkern ausgesprochenen - Titel der "Zen-Meister der elektronischen Musik".

Perfektionismus
Die Produktion ist wie immer perfekt. In immer wieder neuen Produktionsschritten feilten Richard und Rupert an den Sounds und versuchten jeden noch so kleinen Fehler auszumerzen.

"Wenn man das länger macht, dann stellt man fest, dass jeder Fehler, der sich da reinschleicht, für die Ewigkeit bleibt. Du musst dann auch mit dem Fehler oder mit dem guten Teil leben. Beim Arbeiten ist das einem auch immer unterschwellig bewusst, dass jede Minisekunde, die da zu hören ist, genauestens ausgefeilt gehört und man nachträglich nichts mehr verändern kann."

Nicht nur musikalisch, sondern auch durch das außergewöhlich ansprechende Packaging kann 'Dehli9' auf allen Ebenen überzeugen. Also keine falschen Vorurteile oder Ängste: 'Dehli9' ist Elektronik at it's best.

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