"Suzuki" haben Richard Dorfmeister und Rupert Huber ihre neue Tosca-Platte benannt - was den Hörer erst einmal auf eine falsche Fährte lockt. Immerhin räumt Dorfmeister im Gespräch mit dem Falter, gerade in einem Suzuki gefahren zu sein; tatsächlich aber handle es sich bei diesem Titel um eine Referenz auf den japanischen Philosophen Shunryu Suzuki. Auf die Gefahr hin, dass es sich dabei nur um einen Schmäh handelt - schenken wir dem TripHop-Star einmal Glauben. Schließlich besteht auf musikalischer Ebene tatsächlich eine Fernost-Connection. Zwar gibt es keine einschlägigen Harmonien und Melodien zu hören, doch lässt sich eine strukturelle Verwandtschaft ausmachen. "Die Platte hat schon ein wenig mit Buddhismus und der Idee der Reduktion zu tun", untertreibt Dorfmeister, denn aus der Reduktion - sonst eher ein Stilmittel des Techno - bezieht "Suzuki" sogar viel von seinem Reiz: Die Tracks sind sparsam instrumentiert, was einen überlegten Aufbau sowohl innerhalb der einzelnen Stücke als auch auf dem gesamten Album noch wichtiger als üblich macht. Dorfmeister: „Funktionierende TripHopAlben gibt es eigentlich kaum", beliebig erscheinende Aneinanderreihungen von Tracks sind die Regel. Also gingen Dorfmeister und Huber, die seit ihrer gemeinsamen Schulzeit gemeinsam musizieren und 1994 mit Tosca begannen, einen anderen Weg: "Suzuki" ist bewusst darauf zugeschnitten, am Stück gehört zu werden, und funktioniert eigentlich in allen Lebenslagen. Die Musik klingt immer etwas verschwommen, wie durch Nebel oder leichten Regen wahrgenommen, die Beats reichen von Dub bis Disco. Den recht langwierigen Aufnahmeprozess („Einspielen, Auseinandernehmen, Zusammenschnipseln") mitsamt den vielen Mixes, die von jedem Stück bis zur Endfassung angefertigt wurden, hört man der Platte jedenfalls nicht an. „So soll es sein", meint Dorfmeister. „Das ist die alte Showbusiness-Illusion, wie bei Fred Astaire: Es wirkt alles so einfach ..." Das liegt bestimmt auch an der guten Arbeitsbasis zwischen TripHop-Aushängeschild Dorfmeister und Huber, der sonst eher der experimentellen Elektronik zuzurechnen ist. Die beiden schicken sich ihre Soundfiles nicht einfach hin und her, jeder Schritt im Studio wird zusammen getan. Üblicherweise wird der Name Dorfmeister zusammen mit dem seines DJ‑Partners Peter Kruder genannt. Von der einst sagenumwobenen Kruder&Dorfmeister-LP war zuletzt jedoch kaum mehr die Rede. Zu groß war die Erwartungshaltung, die durch Interviews entstand und von den Medien immer höher geschraubt wurde. Heuer wagen die beiden Musiker einen neuen Versuch. Nach der Veröffentlichung von „Suzuki" räumt Dorfmeister der Zusammenarbeit mit Kruder absolute Priorität ein - wobei wieder bei null begonnen werden soll: „Es ist besser, wieder ganz von vorn anzufangen. Remixanfragen müssen wir zurzeit ablehnen, denn durch die Auflegereff kommt man nur auf drei Studiotage pro Woche. ""Zeitliche Limits möchte man sich bei der Arbeit einmal mehr keine setzen. Zeitliche Limits sollte sich auch der Hörer für "Suzuki" keine setzen - nicht zuletzt wegen der visuellen Schmankerln: Das als Buch konzipierte Cover lädt zur eingehenden Betrachtung ein, und so ist in diesem Fall unbedingt der guten alten LP mit Klapp-Cover der Vorzug gegenüber der drei Tracks mehr enthaltenden CD-Version zu geben. |
 |