David Bowie hat ein Problem! Bei seinem neuen Album "Earthling", und hier vor allem bei "Dead Man Walking", jenem Song, der doch bitteschön von Kruder&Dorfmeister; mit einer Remix-Version bedacht werden soll, handelt es sich laut den beiden Wiener Discjockeys und Produzenten schlichtweg um eine Katastrophe! Man wird deshalb höchstwahrscheinlich eine abschlägige Antwort nach New York kabeln müssen: "Es ist traurig. David Bowie war ja früher ein Jugendheld von uns. Deshalb sollte man sich schon verpflichtet fühlen, von einem seiner Songs einen Remix zu produzieren... aber das neue Zeug ist sooo schlecht! Drum "n" Bass mit Schweinerock-Gitarren! Warum will er jetzt auf seine alten Tage unbedingt auf einen Stil setzen, den in England Siebzehnjährige viel selbstverständlicher vertreten, weil sie damit aufgewachsen sind?! Bei Bowie siegt doch bloss die Form über den Inhalt!" David Bowie wäre nicht der erste Erstliga-Vertreter aus der Pop-Branche, der von Kruder&Dorfmeister; trotz lukrativen finanziellen Versprechungen geschmäht wird. Die beiden Endzwanziger Peter Kruder und Richard Dorfmeister können und wollen sich ihre künstlerische Freiräume nicht mit eventuell in der Szene unglaubwürdigen Überarbeitungen von U2, Grace Jones, Die Fantastischen Vier oder Elvis Costello verbauen. Lieber setzen sie auf ausgewählte Remix-Arbeiten für britische Dancefloor-Grössen wie Rockers Hi-Fi, Alex Reece und Lamb, die US-Soul-Hip-Hopper Bone, Thugs & Harmony oder den jamaicanischen Reggae-Gevatter Gregory Isaacs. Das hält den Ball flach und die Glaubwürdigkeit in den Clubs aufrecht. Allein im letzten Jahr hätten sich die stilistisch wie auch kommerziell über ihre akribisch inszenierten, jedoch immer elegant und leichtflüssig daherkommenden Sounds herausragendsten Vertreter der österreichischen Dancefloor-Szene laut eigenen Angaben "alle zwei Wochen mit diversen Auftragsarbeiten ein goldenes Hinterteil verdienen können". Allerdings will sich das Duo nach zwei Jahren "Clubbing to death", nach massiver Discjockey-Arbeit zwischen Wien, London, San Francisco und Tokio heuer verstärkt auf das längst überfällige Albumdébut aus dem eigenen Haus G-Stone Recordings konzentrieren. Das "Betriebstempo" soll nicht zuletzt auch wegen der murrenden Freundinnen daheim in Wien wieder verlangsamt werden. Schliesslich handelt es sich bei Kruder&Dorfmeister; im schnellebigen Dancefloor-Genre ohnehin um anachronistisch langsam in zwei eigenen Wohnzimmerstudios an Computern und Sampling-Geräten arbeitende Protagonisten. Nach ihrem 1993 erschienenen Début "G-Stoned", einer EP, die schon heute als Klassiker des Trip Hop gilt und gegenwärtig drei unter dem Projektnamen Tosca vorliegenden Maxi-Singles im Zeichen des Dub, erlangten Kruder & Dorfmeister neben diversen internationalen Kompilationsbeiträgen vor allem Ende des letzten Jahres grössere Bekanntheit. Und zwar auf Grund eines "grossen Missverständnisses". Die im Vorjahr auf dem Berliner Label !K7 erschienene, von Dub über Trip Hop bis zu Drum "n" Bass mäandernde Kompilation "DJ-Kicks" verkaufte sich zwar bis dato an die fünfzigtausend Mal. Dass es sich dabei allerdings "nur" um ein live im Studio eingespieltes DJ-Set aus Fremdmaterial handelte, wird vom Publikum gern übersehen. Um diesen Fehler, der zudem auch nur wenig Geld brachte und bei dem sich "höchstens die Plattenfirma sanierte", ein wenig aus der Welt zu räumen, habe man nun beschlossen, den Tonträger nicht mehr nachzupressen. Das für kommenden September geplante Album mit dem schönen Arbeitstitel "Pink Floyd" soll sich dann auch stilistisch entschieden von der DJ-Tätigkeit abgrenzen: "Es wird definitiv kein Drum "n" Bass-Album werden, obwohl dieser Stil, den wir vor zwei, drei Jahren für uns entdeckten, spätestens heuer massivst zu seinem kommerziellen Durchbruch gelangen dürfte. Kein Mensch braucht aber abgehypten Jungle auf Albumformat! Es kann ja auch beim Plattenauflegen passieren, dass wir zwischen ultrabrutalem Jungle, Dub oder atmosphärischen Trip-Hop-Sounds alles bis zu Softporno-Soundtracks einsetzen." Wenn man vor grossem Publikum auftrete, müsse man Energie generieren. Da könne man sich keine Laschheiten erlauben, sondern müsse den Spannungsbogen halten. Zwei falsche Platten, und alles kippt weg. Wenn man diese Intensität aufrechterhält, könne man laut Kruder & Dorfmeister ohnehin alles spielen. "Das Album muss deshalb eigenbrötlerisch und voll zum Abtrippen angelegt werden, aber nur wenig Dancefloor-Elemente enthalten Wir wollen eine Stunde akustischen Film, eine Klangtapete im Sensurround-Sound." |
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